Bisons
Vom beinahe Aussterben zur erfolgreichen Wiederansiedlung
Biologie & Geschichte
Biologie
Die Gattung Bison gehört zur Familie der Rinderartigen (Bovidae) innerhalb der Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla). Obwohl sie mit Hausrindern (Bos spp.) verwandt sind, stellen Bisons eine eigenständige Gattung dar.
Heute werden vier Unterarten den Bisons zugeordnet, wobei eine als ausgestorben gilt: das Kaukasische Bergwisent(Bison bonasus caucasicus). Erhalten geblieben sind der Flachlandwisent (Bison bonasus bonasus) in Europa sowie zwei nordamerikanische Vertreter – der Waldbison (Bison bison athabascae) und der Präriebison (Bison bison bison).
Insbesondere der Präriebison (im Folgenden als "Bison" bezeichnet) zählt innerhalb der Wiederkäuer (Ruminantia) zu den reinen Grasfressern. Seine Anatomie ist optimal an die Verwertung von schwer verdaulichen Pflanzenbestandteilen wie Zellulose aus Gräsern angepasst.



Geschichte
Die Erfolgsgeschichte und Bedrohung der Bisons
In den nordamerikanischen Grassteppen konnten sich Bisons nach ihrer Einwanderung aus Eurasien so stark ausbreiten, dass sie vermutlich zahlreicher waren als Menschen. Schätzungen zufolge lebten zwischen 34 und 120 Millionen Tiere, wobei eine realistische Zahl bei etwa 60 Millionen liegt – basierend auf der Tragfähigkeit der Prärien (Carrying Capacity). Ihre hohe Fruchtbarkeit, perfekte Anpassung an extreme klimatische Bedingungen und das Fehlen natürlicher Feinde trugen zu dieser beeindruckenden Population bei.
Bisons waren essenziell für viele indigene Völker, die die Tiere vollständig verwerteten – von Fleisch über Fell, Leder, Knochen bis hin zu Innereien.
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Bisons leben in großen Herden aus Kühen und Jungtieren. Junge Bullen verlassen mit Erreichen der Geschlechtsreife die Gruppe, schließen sich zunächst kleinen Bullenverbänden an und werden später Einzelgänger. Zur Paarungszeit im Spätsommer kehren sie zurück, kämpfen heftig um die Kühe und bilden Harems. Nach neun Monaten Tragzeit kommen im Mai oder Juni die Kälber zur Welt. Sie tragen zunächst ein helles Fell, das nach etwa sechs Monaten in das dunkle Erwachsenenfell wechselt.
Abgesehen von der Brunft sind Bisons äußerst gelassen – eine Eigenschaft, die ihre Ausrottung begünstigte. Beim Abschuss eines Artgenossen bleiben sie oft unbeeindruckt, was Jägern das Massentöten erleichterte.
Der Niedergang und die Rettung der Bisons
Ende des 19. Jahrhunderts war die Bisonpopulation auf weniger als 1.000 Tiere geschrumpft. Zunächst wurden sie gejagt, weil mitgebrachte Hausrinder zu wertvoll für die Schlachtung waren. Mit dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn begann jedoch ein gezielter Vernichtungsfeldzug, um den indigenen Völkern der Prärie ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Letztlich wurden nur noch verweste Knochen eingesammelt und zu Düngemitteln verarbeitet. Zudem dezimierten eingeschleppte Rinderseuchen die Bestände weiter.
1905 gründete Dr. William T. Hornaday in New York die American Bison Society, 1908 folgte die Einrichtung der National Bison Range in Montana. Weitere Schutzgebiete wie der Custer State Park in South Dakota (1914) trugen zur Erholung der Bestände bei.
Laut der National Bison Association gab es 2006 in den USA 232.000 privat gehaltene Bisons, 150.000 in Kanada und 20.000 in staatlichen Schutzgebieten. 30.000 Tiere wurden jährlich geschlachtet und verwertet. Im Custer State Park findet bis heute ein großes Bison-Roundup statt, bei dem Tiere selektiert und teilweise an Privatleute verkauft werden.
Majestätische Wildtiere in nachhaltiger Haltung
Alles über Zucht, Haltung und Nutzung

Was macht die Bisonhaltung für Landwirte besonders attraktiv?
Erfolgreiche Wiederansiedlung und wirtschaftliche Nutzung
Aus den wenigen verbliebenen Beständen, die einst von Ranchern aus nostalgischen Gründen gehalten wurden, entstand durch gezielte Zucht eine stabile Population. Heute werden Bisons in den USA und Kanada kommerziell gezüchtet – mit dem Ziel, hochwertiges Fleisch unter tierschutzgerechten und umweltfreundlichen Bedingungen zu produzieren. Ihre Robustheit und Anspruchslosigkeit machen sie ideal für eine extensive, nachhaltige Haltung.
Auch in Japan, Neuseeland, der Schweiz und mehreren EU-Staaten gibt es seit Jahren Bisonhaltungen. Am 16. Oktober 2004 gründeten deutsche und angrenzende Bisonzüchter den Bisonzuchtverband Deutschland.
Bisonfleisch – hochwertig und gefragt
Bisonfleisch erfreut sich bei Verbrauchern, die es probiert haben, großer Beliebtheit und erzielt hohe Erzeugerpreise. Für optimale Fleischqualität sollten die Tiere ausschließlich mit Raufutter wie Heu, Anwelksilage und Weidegras gefüttert werden – eine kostengünstige Haltung mit guten Schlachtergebnissen.
Neben dem Fleisch sind auch die Nebenprodukte wirtschaftlich interessant – ganz im Sinne der indigenen Tradition, den gesamten Bison zu verwerten.
Welche Herausforderungen bringt die Bisonhaltung mit sich?
Bisons – Wildtiere mit besonderen Anforderungen
Bisons sind keine zahmen Nutztiere und reagieren oft aggressiv auf zu engen Kontakt. Besonders Kühe mit Kälbern und Bullen können blitzschnell angreifen, was bei ihrer Masse und Wendigkeit gefährlich werden kann. Ein solcher Vorfall würde nicht nur ein schlechtes Licht auf die Bisonhaltung werfen, sondern auch erhebliche Risiken für den Menschen mit sich bringen.
Sichere Haltung und notwendige Maßnahmen
Kleinere Ausläufe erfordern massive, kostenintensive Einzäunungen. Für Transport und medizinische Behandlungen, etwa Wurmkuren oder das Setzen von Ohrmarken, ist ein stabiler Zwangsstand empfehlenswert. Alternativ können Wurmkuren über Futter oder Trinkwasser verabreicht werden – Aufgussverfahren sind problematisch, da sie Hautschäden verursachen und die Nutzung von Fell oder Leder beeinträchtigen.
Fehlt ein Zwangsstand, bleibt als Alternative die chemische Immobilisation, die jedoch nur von geschulten Tierärzten durchgeführt werden darf. Moderne Narkotika ermöglichen eine relativ sichere Distanzimmobilisation, die eine kostengünstigere Option zur Fixierung darstellt.
Weitere Informationen
Für Fragen zur Bisonzucht und -haltung stehen unser Forum und unsere Mitgliederbetriebe gerne mit Rat und Erfahrung zur Verfügung.

